Immer Sportler: Kurt Gnade, 66 Jahre alt, ist ein Tausendsassa. Mittlerweile läuft der Kicker und Gastronom auch Marathon. - © Axel Bürger
Immer Sportler: Kurt Gnade, 66 Jahre alt, ist ein Tausendsassa. Mittlerweile läuft der Kicker und Gastronom auch Marathon. (© Axel Bürger)

Bad Salzuflen. Erich ist fünf Minuten älter. Auch wenn es so aussieht, als gäbe es Kurt Gnade zweimal, bleibt er doch ein Unikat. Der 66-Jährige lebt ganz im Stile des Udo-Jürgens-Songs „Mit 66 Jahren ist lange noch nicht Schluss“.

Um das Rätsel, das in Fußballerkreisen und in Bad Salzuflen keines ist, zu lüften: Kurt hat einen Zwillingsbruder. Der heißt Erich. Am Anfang, also in den 50er-Jahren, sah alles noch ganz normal aus.

Kurt Gnade ging auf die Elkenbredeschule und machte später eine Ausbildung zum Klempner und Installateur. Doch rund um den Wasserrohrbruch fieberte er für den Fußball. Er kickte für Post Salzuflen, weil sein Vater den Verein gegründet hatte. „Und erst mit 18 wechselte ich nach Herford zu einem höher spielenden Club“, erinnert sich Kurt Gnade. Und dann kam irgendwann der Tag, der alles veränderte.

Aber nur Teil 1. In der Kneipe „Zum Isenbecker“ tranken die Fußballer des SV Werl-Aspe nach dem Spiel stets ein Bier. Irgendwann kippte der Kneiper um und der Laden hatte keinen Mann mehr hinter der Theke. Kurt Gnade sagte eher aus einer Laune heraus: „Ich mache das mal vorübergehend.“ Und aus „vorübergehend“ wurden mehrere Jahrzehnte.

Information

Persönlich

Kurt Gnade, Jahrgang 1951, wurde in Lippe durch seine Leidenschaft für den Fußball bekannt. Auch, weil sein Zwillingsbruder Erich vorne die Tore schoss, während er hinten den Laden zusammen hielt. Der gebürtige Salzufler hatte diverse Gaststätten in Lippe und residiert heute im „Lohhof“ an der Wasserfuhr. Er ist verheiratet und hat drei Töchter.

1980 gab er seinen Job auf und wurde ein echter Gastronom. Gnade spielte Fußball und übernahm den Werrekrug mit Kegelbahn. In der Landesliga spielte er viele Partien – um überhaupt auflaufen zu könne, hatte er zuvor Spritzen gegen Rückenschmerzen erhalten. Das blieb nicht ohne Folgen. Mit 32 Jahren musste er operiert werden.

Gnade war halbseitig gelähmt. „Ich dachte, das war’s“, erinnert er sich. Am 16. Dezember 1982 wurde er nach Hannover in die Klinik gefahren. Sein unbändiger Wille und ein langes geduldiges Jahr brachten ihn zurück auf die Beine.

Gnade kam zurück, spielte in Talle und Wüsten, trainierte hier und dort, hatte die B-Lizenz und übernahm den „Kings-Pub“ in Salzuflen. „Da ging die Post ab“, sagt der umtriebige Vollblutmensch. Danach übernahm er das „Anno“ und später das „Kartoffelhaus“ in Bad Meinberg. Quasi der einzige Flop.

„Die Kurkrise brachte mich an den Abgrund. Wir hatten Ferienwohnungen, die selten belegt waren.“ 2006 erneuter Umzug. Seine Frau Barbara, die er mit 19 heiratete, war längst voll mit eingestiegen in die Gastronomie und zwei der drei Töchter waren mittlerweile aus dem Haus. „Kurti“ übernahm die „Friedenseiche“ in Lage.

Und heute? Hat er den „Lohhof“ an der Wasserfuhr in seiner Heimatstadt Bad Salzuflen unter den Fittichen. Bei soviel Fußball und Gaststätte stellt sich die Frage, was der Mann ansonsten vom Leben gesehen hat. Gnade: „Miami, Bahamas, eine Kreuzfahrt und regelmäßig Mallorca. Da mache ich noch immer eine Mannschaftsfahrt hin, obwohl es keine Mannschaft mehr gibt.“

Gnade lächelt. Und läuft. Dreimal die Woche. „Und nie unter zehn Kilometern“, kommentiert er eine neuere Leidenschaft. Vom halbseitig Gelähmten zum Marathonläufer. Beim Hermannslauf ist er wieder dabei. Eine Handvoll Enkelkinder und seine bekannte Fan-Kultur für Schalke 04 füllen den Tag. Eine Frage noch, Herr Gnade: Ihr Lieblingsbier? „Köpi, schon seit Jahrzehnten. Heute ein König.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert